Inspirierende Impulse, kontroverse Diskussionen und viele Begegnungen: Mit mehr als 350 Teilnehmer*innen fand die 10. Kulturkonferenz Ruhr am 8.9.2022 im LWL-Industriemuseum – Zeche Zollern in Dortmund statt.

Industrielle Kulturlandschaft.

Das Ruhrgebiet zwischen Vergangenheit und Zukunft

Die Industrialisierung hat nicht nur die Menschen des Ruhrgebietes geprägt. Kohle und Stahl haben auch der Landschaft ihre ureigene Topografie aufgezwungen. Nirgendwo sonst präsentiert sich das industrielle Erbe so dicht wie in der Metropole Ruhr. Die Industriekultur verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Unsere Erinnerungsorte sind damit zugleich Katalysatoren für die zentralen Zukunftsfragen des 21. Jahrhunderts: Nachhaltigkeit, Klimakrise, Digitalisierung der Arbeit, soziale Gerechtigkeit und Migration. Doch in welchem Verhältnis stehen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft? Welche ökologische, soziale und kulturelle Verantwortung lässt sich aus dem industriellen Erbe ableiten?

Die 10. Kulturkonferenz Ruhr warf einen inspirierenden Blick auf eines der markantesten Themen der Region. Mit der Ruhrtriennale hatte die Jubiläumsausgabe einen Kooperationspartner gefunden, der seit 20 Jahren genau das lebt, worum es geht: das Zusammenspiel von industriellem Erbe und Kultur.

Dokumentation 2022

Die Dokumentation der Konferenz stellen wir Ihnen als PDF zum Download oder zur Bestellung bereit.
Sie vereint die Impulsbeiträge von Lucian Hölscher (Historiker und Zukunftsforscher), Anna Mayr (Autorin) und dem Dokumentarfilm-Duo Michael Loeken und Ulrike Franke. Darüber hinaus resümieren die Beiträge die Fragen und Ergebnisse aus den verschiedenen Panels und Diskussionsrunden.
 

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Download | PDF (9 MB)10. Kulturkonferenz Ruhr | 8.9.2022 | Dortmund Industrielle Kulturlandschaft. Das Ruhrgebiet zwischen Vergangenheit und Zukunft. RVR/2023

Videodokumentation 2022

YouTube starten: x2-c25jvJVM
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© wwu

Prof. Dr. Lucian Hölscher: Vergangenheit und Zukunft – ein Gegensatz?

Zukunftsvisionen spielen bei der regionalen Entwicklung des Ruhrgebiets eine zentrale Rolle, sie scheinen aber mitunter im Widerspruch zur Vergangenheitsbindung der Region zu stehen. Zukunftsoffenheit und Vergangenheitsbewusstsein bilden jedoch keinen Gegensatz, sondern stehen vielmehr in einem komplementären Verhältnis zueinander. Einerseits wissen wir schon heute mehr von der Zukunft, als wir meinen, andererseits müssen wir uns aber auch von etablierten Vergangenheitsbildern verabschieden. Das Ruhrgebiet hat schon viele Zukünfte durchlaufen und ist damit insgesamt nicht schlecht gefahren.

Anna Mayr: Nostalgie und Ausbeutung

Die Industrialisierung wird gern als emanzipatorisch für Arbeiter*innen beschrieben, als Aufbruch und Beginn allgemeinen Wohlstands. Gleiches gilt für den Strukturwandel: Er soll ebenso massendienlich sein, den Menschen Kultur bringen, gute Arbeit und eine Umgebung, in der es sich gut leben lässt. Beides war und ist mindestens ein bisschen gelogen. Denn Arbeit, die stolz macht, schindet die Lunge, während andere daran verdienen. Und auch Kultur, die vor der Haustür stattfindet, erreicht vor allem eine Elite, die sich gegenseitig Stipendien gibt.

© VictureProd
© Loekenfranken

Loekenfranke: Vom Verbleiben und Verschwinden

Die beiden Dokumentarfilmer Michael Loeken und Ulrike Franke erzählen seit 20 Jahren Geschichten von Menschen in großen Transformationsprozessen. Im Ruhrgebiet gilt ihr Interesse einer sich wandelnden Landschaft, immer mit einem persönlichen Blick auf das vermeintlich Nebensächliche, in dem sich am Ende dennoch eine Aussage über das große Ganze verbirgt. Bei der Suche nach Themen, Orten und Menschen arbeiten sie ins Offene und voller Neugierde. Ausgehend von Filmmaterial gibt das Duo einen Einblick in seine Arbeitsweise: Wie generieren sich Bildwelten in einer sich wandelnden Landschaft? Wer sieht – und wer wird gesehen? Wessen Geschichten werden erzählt? Und welche prägen die Erinnerung an das Verschwundene?

Barbara Frey und Prof. Karl-Heinz Petzinka: Zur kulturellen Praxis der Umnutzung

Die Ruhrtriennale bespielt als internationales Festival der Künste seit 20 Jahren herausragende Gebäude, Räume und Orte derIndustriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet. Die Praxis der Umnutzung von Arbeits- und Produktionsstätten in Räume der künstlerischen Präsentation und Auseinandersetzung wird als Grundkonstante des Festivals immer wieder neu befragt und ausgelotet. Den konservierten Kathedralen der Industriekultur ist ein ganz eigenes Verhältnis von Vergangenheit und Zukunft eingeschrieben: Welche Anforderungen und architektonischen Herausforderungen bringt die Umnutzung industriekultureller Orte für die künstlerische Produktion und Präsentation mit sich? Welchen Einfluss hat die Ästhetik der Industrieruine auf die Programmatik der Ruhrtriennale? Wie werden Denkmalschutz und neue Nutzung beim Umbau von Gebäuden in Einklang gebracht?

© Robertino Nikolic

Moderation: Vivian Perkovic

Vivian Perkovic hat bereits zahlreiche Diskussionsrunden und Veranstaltungen moderiert. Dabei ist sie u.a. Moderatorin des Kulturmagazins „Kulturzeit“ bei 3sat und arbeitet regelmäßig für das ZDF, den WDR und Deutschlandfunk Kultur. Sie hat sich mit kulturellen und kulturpolitischen Themen intensiv befasst und ist insbesondere für Themen um Diversität im Bereich von Kunst und Kultur engagiert.

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