Programm | 10. KULTURKONFERENZ RUHR 2022

Industrielle Kulturlandschaft. Das Ruhrgebiet zwischen Vergangenheit und Zukunft

11. November 2025
18:00 bis 21:00 Uhr
Hier Ist Nicht da (HIND)
Bochumer Straße 115
45886 Gelsenkirchen

 

09:00 Uhr | Einlass

10:00 Uhr | Begrüßung

Dr. Stefan Mühlhofer
Geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe Dortmund

Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger
Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
 

Videostatement:
Katrin Budde
Vorsitzende des Bundesausschusses für Kultur und Medien
 

Gespräch: 
Ina Brandes
Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

Dr. Frank Dudda
Vorsitzender des Ruhrparlaments
 

10:30 Uhr | Impuls | Zukunftsoffenheit und Vergangenheitsbindung - ein Gegensatz?

Zukunftsvisionen spielen bei der regionalen Entwicklung des Ruhrgebiets eine erhebliche Rolle, sie scheinen aber mitunter im Widerspruch zur Vergangenheitsbindung der Region zu stehen. Zukunftsoffenheit und Vergangenheitsbewusstsein bilden jedoch keinen Gegensatz, sondern stehen in einem komplementären Verhältnis zueinander. Einerseits wissen wir schon heute mehr von der Zukunft, als wir meinen, andererseits müssen wir uns aber auch von etablierten Vergangenheitsbildern verabschieden. Das Ruhrgebiet hat schon viele Zukünfte durchlaufen und ist damit insgesamt nicht schlecht gefahren.

Prof. Dr. Lucian Hölscher
Historiker
 

11:00 Uhr | Impuls | Nostalgie und Ausbeutung

Die Industrialisierung wird gern als emanzipatorisch für Arbeiter*innen beschrieben, als Aufbruch und Beginn allgemeinen Wohlstands. Gleiches gilt für den Strukturwandel: Er soll ebenso massendienlich sein, den Menschen Kultur bringen, gute Arbeit und eine Umgebung, in der es sich gut leben lässt. Beides war und ist mindestens ein bisschen gelogen. Denn Arbeit, die stolz macht, schindet die Lunge, während andere daran verdienen. Und auch Kultur, die vor der Haustür stattfindet, erreicht vor allem eine Elite, die sich gegenseitig Stipendien gibt.

Anna Mayr
Autorin
 

11:30 Uhr | Diskussion | Zukunftsperspektiven für das industrielle Erbe

Welches Verhältnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft pflegt die Region in Bezug auf ihre industriellen und kulturellen Entwicklungen? Welche Rolle spielen vergangene Zukunftsentwürfe in unserer Gegenwart? Welche heutigen vergangenheitspolitischen Kämpfe sind für ein zukünftiges Selbstverständnis der Region relevant? Vertreter*innen aus Kultur und Wissenschaft spüren gemeinsam mit den beiden Impulsredner*innen den Themen und Fragen der einleitenden Vorträge nach und diskutieren über die Bedeutung des industriellen Erbes sowie dessen Perspektiven für die Zukunft des Ruhrgebiets.

Teilnehmer*innen:

Anna Mayr
Autorin

Prof. Dr. Lucian Hölscher
Historiker

Prof. Dr. Stefan Berger
Direktor des Instituts für soziale Bewegungen und Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets

Prof. Heinrich Theodor Grütter
Direktor des Ruhr Museums

Dr. Susanne Nawrath
Wissenschaftliche Ausstellungsleiterin am Klimahaus Bremerhaven
 

12:45 Uhr | Pause

14:00 Uhr | Impulsvortrag | Vom Bleiben und Verschwinden– Filmische Langzeitbeobachtungen im Ruhrgebiet

Die beiden Dokumentarfilmer Michael Loeken und Ulrike Franke erzählen seit 20 Jahren Geschichten von Menschen in großen Transformationsprozessen. Im Ruhrgebiet gilt ihr Interesse einer sich wandelnden Landschaft, immer mit einem persönlichen Blick auf das vermeintlich Nebensächliche, in dem sich am Ende dennoch eine Aussage über das große Ganze verbirgt. Bei der Suche nach Themen, Orten und Menschen arbeiten sie ins Offene und voller Neugierde. Ausgehend von Filmmaterial gibt das Duo einen Einblick in seine Arbeitsweise: Wie generieren sich Bildwelten in einer sich wandelnden Landschaft? Wer sieht – und wer wird gesehen? Wessen Geschichten werden erzählt? Und welche prägen die Erinnerung an das Verschwundene? Die beiden Filmemacher zeigen unter anderem unveröffentlichtes Material aus ihrer Dokumentation „We Are All Detroit – Vom Bleiben und Verschwinden“.

Ulrike Franke
Dokumentarfilmerin Filmproduktion loekenfranke

Michael Loeken
Dokumentarfilmer Filmproduktion loekenfranke

Nominiert mit „We Are All Detroit – Vom Bleiben und Verschwinden“ für den Deutschen Filmpreis 2022 in der Kategorie Bester Dokumentarfilm.

 

14:30 Uhr | Gespräch | Zur kulturellen Praxis der Umnutzung

Die Ruhrtriennale bespielt als internationales Festival der Künste seit 20 Jahren herausragende Gebäude, Räume und Orte der Industriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet. Die Praxis der Umnutzung von Arbeits- und Produktionsstätten in Räume der künstlerischen Präsentation und Auseinandersetzung wird als Grundkonstante des Festivals immer wieder neu befragt und ausgelotet. Den konservierten Kathedralen der Industriekultur ist ein ganz eigenes Verhältnis von Vergangenheit und Zukunft eingeschrieben: Welche Anforderungen und architektonischen Herausforderungen bringt die Umnutzung industriekultureller Orte für die künstlerische Produktion und Präsentation mit sich? Welchen Einfluss hat die Ästhetik der Industrieruine auf die Programmatik der Ruhrtriennale? Wie werden Denkmalschutz und neue Nutzung beim Umbau von Gebäuden in Einklang gebracht? Wie lange behält der besondere postindustrielle Charme seine Wirkung? Verschließt sich diese Ästhetik der Erinnerung den jungen Generationen?

Barbara Frey
Regisseurin und Intendantin der Ruhrtriennale

Prof. Karl-Heinz Petzinka
Architekt und Rektor der Kunstakademie Düsseldorf
 

15:00 Uhr | Pause

15:30 Uhr | Panels

Gastgeberin: Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets

Moderation: Prof. Dr. Stefan Berger, Direktor des Instituts für soziale Bewegungen und Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets

Welche Geschichten erzählen wir uns über das Ruhrgebiet? In welchem Zusammenhang stehen diese mit unseren Hoffnungen und Ambitionen für die Zukunft? In welchen gegenwärtigen Situationen sprechen welche Personen für welche Gruppen in der Gesellschaft? Das Panel nimmt die Diskussionen um die Beziehung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Ruhrgebiets vom Vormittag wieder auf und geht der Frage nach, wie viele Vergangenheiten notwendig sind für Positionierungen in der Gegenwart im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen. Kann ein Übermaß an Vergangenheit Zukünfte blockieren? Ist Zukunft ohne Bezug zu Vergangenheiten überhaupt möglich?

 

Teilnehmer*innen:
Prof. Dr. Lucian Hölscher
Historiker

Dr. Stephan Muschick
Geschäftsführer der E.ON Stiftung

Olaf Kröck
Intendant der Ruhrfestspiele

Britta Peters
Künstlerische Leitung von Urbane Künste Ruhr

Nada Schroer
Kuratorin Futur 21
 

Gastgeberin: Stiftung Zollverein

Moderation: Milena Karabaic, MLK KULTURKONSULT®

Bereits in der vergangenen Legislaturperiode hatte sich der Bundestag für eine verstärkte Bundesförderung der Industriekultur ausgesprochen, um die Industriegeschichte Deutschlands lebendig zu halten und den Strukturwandel angesichts des postkarbonen Zeitalters zu beleben. Mit dem Koalitionsvertrag hat sich die Ampelkoalition jetzt die Gründung einer Bundesstiftung industrielles Welterbe vorgenommen. Aber wie soll die neue Stiftung Industriekultur als gesellschaftsrelevantes Thema in der Öffentlichkeit platzieren? Soll sie auch breiter angelegte Förderprogramme verantworten? Wie könnte sie als Wissensplattform fungieren und etwa auch im Kultur- und Tourismusmarketing sowie durch Fort- und Weiterbildungsangebote die Auseinandersetzung mit Industriekultur generell befördern?

 

Teilnehmer*innen:
Prof. Dr. Hans-Peter Noll
Vorstandsvorsitzender Stiftung Zollverein

Dr. Walter Hauser
Direktor LVR-Industriemuseum / Mitglied im Vorstand des European Route of Industrial Heritage e.V.

Dr. Ralf Beil
Generaldirektor Weltkulturerbe Völklinger Hütte

Dr. Roman Luckscheiter
Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission

Anne Katrin Bohle
Staatssekretärin a.D., Bundesministerium für Inneres, Bau und Heimat (BMI)
 

Gastgeberin: Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur

Moderation: Prof. Dr. BarbaraWelzel, TU Dortmund

Im Rahmen der Bestrebungen, die Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet als UNESCO-Welterbe zu qualifizieren, wurde ein wissenschaftliches Rahmenkonzept erarbeitet, das die raumgreifende Ausformung des Ruhrgebiets durch die industrielle Entwicklung nachzeichnet. In den Fokus rückt dabei die räumliche Nähe der industriellen Großanlagen und Infrastrukturen, welche die landschaftliche Umformung einer ganzen Region in weltweit einmaligen, heute nach wie vor deutlich ablesbaren Dimensionen nach sich zog. Das Panel stellt die Frage nach der Bedeutung des Konzeptes Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet für die Zukunft der Region. Was ist das Ruhrgebiet? Und welche Bedeutung hat es als eigene historische Bezugsgröße im Kontext einer nordrhein-westfälischen Landesgeschichte?

 

Impulse:
PD Dr. Dietmar Bleidick
Leiter des ARAL-Archivs und Geschäftsführer Bleidick, Historische
Informationsdienstleistungen

Dr. Marita Pfeiffer
Bereichsleiterin Geschichtskultur, Kommunikation, kulturelle Nutzung der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur

Prof. Dr. Christian Bunnenberg
Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte und Public History an der Ruhr-Universität Bochum


Diskussion: 
PD Dr. Dietmar Bleidick
Leiter des ARAL-Archivs und Geschäftsführer Bleidick. Historische Informationsdienstleistungen, Publizistik, Kommunikation

Prof. Dr. Christian Bunnenberg
Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte und Public History an der Ruhr-Universität Bochum

Dr. Kirsten Baumann
Direktorin des LWL-Industriemuseums

Dr. Peter Henkel
Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen

Ursula Mehrfeld
Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur
 

Gastgeberin: IGA Metropole Ruhr 2027

Moderation: Dr. Dieter Nellen

Aus altindustriellen Arealen werden grüne klimafreundliche Zukunftsadressen: Diese grundlegende Transformation ist das Ziel der Internationalen Gartenausstellung / IGA Metropole Ruhr 2027. Dabei denkt das regionale Gestaltungsformat die nachhaltigen Visionen für das Ruhrgebiet bewusst groß. Präsentiert werden aus erster Hand die freiraumplanerischen und landschaftsarchitektonischen Entwürfe für drei der so genannten IGA-Zukunftsgärten in Dortmund (Emscher nordwärts), Gelsenkirchen (Zukunftsinsel mit Nordsternpark+) und Duisburg (RheinPark mit Anbindung), kommentiert von der IGA Metropole Ruhr 2027 gGmbH und ergänzt um einen kritischen Diskurs zum Thema Industrienatur als regionale Erzählung und Entwicklungsperspektive.

Impulse:
Timo Herrmann
„Emscher nordwärts“, bbz Landschaftsarchitekten Berlin (Dortmund)

Paul Giencke
„Zukunftsinsel mit Nordsternpark+“ (Gelsenkirchen)

Rebekka Junge
„RheinPark mit Anbindung “, wbp Landschaftsarchitekten Bochum (Duisburg)

 

Diskussion: 
Dr. Martina Oldengott
IGA Metropole Ruhr 2027 gGmbH

Pia Eiringhaus
Geschichtswissenschaftlerin
 

Gastgeber: Ruhr Museum

Moderation: Jens Dirksen, Redaktionsleiter Kultur der WAZ

Die Fotografie ist das technische Abbildungsmedium des Industriezeitalters:
Ursprünglich von Industriebetrieben wie Krupp entwickelt, um die eigene unternehmerische Leistung als solche zu dokumentieren, rückten nach und nach andere Perspektiven in den Fokus – weg vom großen Erfolg hin zur Welt des „kleinen Mannes“, den Ansichten der Arbeiter*innen, der Anwohner*innen oder der Tourist*innen. Wie also blicken wir auf das Ruhrgebiet – und wie blickt es zurück? Welche Bildwelten sind authentisch? Wer hat welche Bilder im Kopf? Welche Blickwinkel nehmen Künstler*innen ein? Und nicht zuletzt: Wie lässt sich die Fotografie selbst als kulturelles Erbe des Industriezeitalters, das in der Region neben großen Sammlungen auch große Schulen verbunden etwa mit Namen wie Otto Steinert hervorgebracht hat, sinnvoll bewahren und nutzen?

Impuls der Fotograf*innen:
Joachim Schumacher
Fatih Kurçeren
Amina Falah
Brigitte Kraemer

 

Diskussion:
Prof. Ute Eskildsen
Kuratorin, Fotografin und Fotohistorikerin

Stefanie Grebe
Leiterin der Fotografischen Sammlung des Ruhr Museums

Volker Troche
Mitglied im Vorstand der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

Peter Liedtke
Fotograf, Kurator und Autor

Prof. Elke Seeger
Professorin für Fotografie und Konzeption an der Folkwang Universität der Künste
 

Gastgeber: Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt

Moderation: Kyra Palberg, wiss. Mitarbeiterin des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt; Michaela Wiegand, wiss. Mitarbeiterin und Archivarin des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt

Archive und ihre Bestände sind – das ist unstrittig – eine unentbehrliche und wesentliche Grundlage für die Geschichtsschreibung. Und sie machen deutlich, dass Industriegeschichte mehr ist als die Geschichte von technischen Entwicklungen, Ruhrbaronen und Großkonzernen. Archive und Bestände werfen Fragen auf: Wessen Schriften und Dokumente, Hinterlassenschaften und Vermächtnisse sind für die aktuelle und zukünftige Geschichtsschreibung von Relevanz? Welche Lücken weisen die Archive im Ruhrgebiet auf, und wessen Perspektiven wurden bisher von den Geschichten der Industrieentwicklung vernachlässigt? Wie kann Diversität hergestellt werden? Und welche Fähigkeiten werden benötigt, um Archivmaterialien zu erschließen, zu sichten und zu bewerten?

Diskussion:
Sara-Marie Demiriz
wiss. Mitarbeiterin der Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalens

Kathrin Ebmeier
Künstler*in und Kurator*in

Eva Busch
Künstlerin und Kuratorin

Dr. Manuel Gogos
Autor und Ausstellungsmacher
 

Gastgeber: Heritage Conservation Center Ruhr (hcc.ruhr)

Moderation: Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff

Die ehemaligen Standorte der Montanindustrie haben im Ruhrgebiet herausragende Positionen. Hier stellt sich stets aufs Neue die Frage nach dem Verhältnis von Bestands- und Denkmalschutz, nach den Möglichkeiten, Gebäude, Türme und Anlagen zu erhalten und umzunutzen. Wie kann in Zukunft die Sicherung altindustrieller Anlagen nachhaltig gewährleistet werden? Wie findet eine Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Akteur*innen und Standorten statt? Wie können Methoden der Bewahrung und des Erhalts zielgerichtet weiterentwickelt werden? Und welche Potenziale bieten industriekulturelle Flächen im Sinne einer zukünftigen Standortentwicklung?

Impulse: 
Prof. Dr. Nicole Lefort
hcc.ruhr (DBM / THGA)

Achim Pfeiffer 
Böll Architekten / HS Bochum

Bernd Lohse
Entwicklungsgesellschaft Neue Zeche Westerholt

 

Diskussion: 
Achim Pfeiffer
Böll Architekten / HS Bochum

Prof. Dr. Nicole Lefort
hcc.ruhr (DBM / THGA)

Bernd Lohse
Entwicklungsgesellschaft Neue Zeche Westerholt

Prof. Dr. Heike Oevermann
Denkmalpflege, IADK, Otto-Friedrich-Universität Bamberg
 

 

ab 17:15 Uhr | Abschluss und Ausklang

Kontaktbox(en)

Dr. Miriam von Gehren

Projektmanagement
Referat für Kultur, Sport und Industriekultur
Team Kultur