Programm | Kulturkonferenz Ruhr 2024

Muse oder Monster? - Künstliche Intelligenz in Kunst und Kultur

19. September 2024
10:00 bis 18:00 Uhr
Lichtburg Essen

09:00 Uhr | Einlass

Herzlich willkommen zur 12. Kulturkonferenz Ruhr!

Wir begrüßen Sie gerne ab 9:00 Uhr im Foyer der Lichtburg zu einem Meet & Greet mit Kaffee & Croissants.

Im Foyer haben Sie zudem die Möglichkeit, die interaktive KI-Installation "ANA" auszuprobieren:

Die Installation ANA des Residenztheaters München präsentiert eine neue Art des Geschichtenerzählens: Durch einen dialogischen Prozess mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) ist es möglich, mit «ANA» zu interagieren und neue, einzigartige Erzählungen zwischen Mensch und Maschine zu kreieren. Diese Installation regt dazu an, über die Beziehung zwischen Menschen und KI sowie über die Natur von Kunst und Kreativität nachzudenken. Das System ist eine in der Art einer Fotobox gestaltete betretbare Installation für eine Person. Die Interaktion zwischen Besucher*in und «ANA» basiert auf der durchgehenden Erkennung von «Emotionen». Gleichzeitig unterhält das System eine eigene Affektarchitektur, basierend auf kognitiven Modellen.

Dauer ca. 7 Minuten

Sprachen Deutsch und Englisch

10:00 Uhr | Begrüßung - als KI-Kunstwerk

Tagesmoderation:

AC Coppens

Eröffnung:

Muchtar Al Ghusain
Beigeordneter für Jugend, Bildung und Kultur der Stadt Essen

Begrüßung durch die Veranstalter:

Ina Brandes
Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

Dr. Frank Dudda
Oberbürgermeister der Stadt Herne und Vorsitzender der Verbandsversammlung beim Regionalverband Ruhr

Die Grußworte werden durch das Duo CYLVESTER (Max Schweder, Tobias Hartmann) mit KI zu einer künstlerischen Intervention.
Mit einer Einführung von Nicola Bramkamp.

10:30 Uhr | Impuls 1

Die Macht der Tech-Giganten und die Kraft der Kreativen  

Was bedeutet KI für künstlerisches Schaffen? Eine Ersetzbarkeitsangst treibt viele kreative Menschen um. Doch diese Angst lenkt unsere Aufmerksamkeit von größeren Problemen ab: Die Entwicklung der KI ist durch Quasi-Monopole der Tech-Giganten gesteuert, die faktisch über dem Recht stehen, weil beispielsweise Urheberrechtsbrüche beim ChatGPT-Training nie geahndet wurden. Die Kunst sollte auf diese Verstöße nicht defensiv reagieren, sondern utopisch-progressiv. Modelle müssen politisiert und durch Alternativ-Entwürfe ergänzt werden, wenn auch nur in der Phantasie.

Die Rolle der Kreativen in diesen Entwicklungen ist nicht zu unterschätzen. Wie können wir einwirken auf das, was in Silicon Valley passiert? Und wie können wir auf der Höhe der Gegenwartstechnologie kreativere Kunst machen, statt einfach nur künstlichere? 

Eva von Redecker
Philosophin und freie Autorin, Metropolschreiberin Ruhr 2024

11:00 Uhr | Impuls 2

Panisches Staunen und maschinelles Denken: KI verändert alles - und nichts

Der Medienphilosoph Alan Warburton stellte voriges Jahr fest, dass es nur zwei Geisteszustände gibt, wenn wir Menschen über KI sprechen:

Staunen ob der Errungenschaften und exponentiellen Entwicklung der Fähigkeiten künstlicher Intelligenz; und Panik, ob dies nun das Ende menschlicher Kreativität bedeute. Tatsächlich ist die technologische Entwicklung um einiges schneller als unsere gesellschaftlichen Verabredungen über KI - wie wollen wir in Zukunft mit Deep Fakes, Musik und Video auf Knopfdruck und der Tatsache umgehen, dass man keine Ratgeberbücher mehr kaufen sollte, die nach 2022 erschienen sind?

KI als Werkzeug oder Entität, als Systemsprenger oder Hilfsmittel, als Monster oder Muse: Wie wir mit der Technologie in Zukunft umgehen wollen, liegt vor allem an uns, den Menschen.

Tina Lorenz
Leiterin des Hertzlab am ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe

11:30 Uhr | Gespräch

Beethoven X The AI Project – Kann KI Genies zum Leben erwecken?

Beethovens 10. Sinfonie konnte 2021 mittels Künstlicher Intelligenz vollendet werden. Das Beethoven X Ai Project hat viele kontroverse Diskussionen hervorgerufen: Ist nun jeder Mensch mit Hilfe von KI ein*e Künstler*in? Im Gespräch wird der Frage nachgegangen, inwiefern KI-generierte Kunst das vorherrschende Verständnis des Künstlerischen und der Kreativität verändert und ob Autorschaft und Originalität neu verhandelt werden müssen.

Seda Röder
Pianistin, Autorin, Unternehmerin, Philanthropin

Paula Cipierre
Director of Data Ethics & Innovation, ada Learning GmbH

im Gespräch mit AC Coppens

Die künstlerischen Positionen werden in verschiedenen Räumen vorgestellt, das Publikum wird vor Ort in drei Gruppen eingeteilt, die jeweils zu den drei künstlerischen Positionen geführt werden. Es ist keine gesonderte Anmeldung erforderlich.

I. Jörg Piringer – günstige intelligenz – hybride poetik und poetologie

Ist die künstliche Intelligenz eine günstige Intelligenz? Der österreichische Autor Jörg Piringer stellt performativ ein Experiment vor, zu dem er das Buch „günstige intelligenz – hybride poetik und poetologie“ veröffentlicht hat. Piringer investierte 5,60 Euro in einen Online-Dienst, um die Leistungsfähigkeit des neuronalen Netzwerks „Generative Pretrained Transformer 3“ mit diversen Schreibaufträgen zu testen. Die KI-generierten Gedichte, Gesetzestexte, Glückskekssprüche, Social-Media-Tweets u.v.a.m. zeugen von der Stilsicherheit der Künstlichen Intelligenz. Piringer unterzieht die KI einem Intelligenztest, sinniert über die Inselbegabung der Maschine, über den immensen technischen und ökonomischen Aufwand beim Trainieren der Neuronalen Netzwerke und die tiefgreifenden sozialen Implikationen der KI-Poesie für den Autor als Redakteur und „Mausklicker“.

Ort: Großer Saal

II. Janne Kummer – DIS-AI-DENTIFICATION

In der Videoarbeit DIS-AI-DENTIFICATION setzt sich Janne Kummer mit der Politik der Repräsentation und Identität in Bezug auf KI-generierte Bilder und Avatare auseinander. Die Arbeit erforscht die soziopolitischen Auswirkungen von KI auf Identität und Gesellschaft, mit einem besonderen Fokus auf der Reproduktion normativer und diskriminierender Körperbilder im Kontext der algorithmischer Bildsynthese. Dabei analysiert sie, wie KI-generierte Bilder Stereotype Identitäten formen und gesellschaftliche Überzeugungen beeinflussen.

Ort: Sabu

III. CYLVESTER – Prompting for Paradise

Wie begegnen wir der KI? Sind wir inspiriert, überfordert, besorgt? Die Teilnehmenden der Konferenz werden mit Hilfe ihrer Smartphones selbst Teil eines künstlerischen Prozesses: Durch Interaktion mit einem von CYLVESTER aufgesetzten KI-System generieren sie in Echtzeit den Content für die finale Performance, indem sie in einen Dialog mit dem KI-System treten. In einem Showing mit reaktiver Klangvisualisierung am Ende der Konferenz wird der vor Ort generierte Content in Form eines Live-Mashups präsentiert. Eine Produktion von Save the World in Zusammenarbeit mit Max Schweder und Tobias Hartmann, dem Duo CYLVESTER für interaktive Digitalkunst.

Für die Teilnahme wird ein internetfähiges Smartphone mit mobilen Daten benötigt. 

Ort: Foyer

Das Mittagessen findet im „Rosemarie – Garten & Bar“ statt, angrenzend an die Lichtburg.

KI und Urheberrecht - Recht für Menschen, Musen und Monster

KI birgt für schöpferisch tätige Menschen Chancen und Risken. Wer sie in sein kulturelles Schaffen einbindet, der nutzt ein hochkomplexes und potenziell gefährliches Werkzeug und muss die Vorgaben der KI-Verordnung beachten und Fragen beantworten können: Was ist ein KI-System und was bedeutet es, dass es autonom agiert? Warum kann KI nicht denken und trotzdem in menschlicher Sprache Kreativität simulieren? Welche Nutzung von KI-Systemen ist gefahrlos möglich? Wie behält man als Mensch die Kontrolle über das Werkzeug KI? Was bedeutet der Einsatz von KI für die Kunst und kann man Rechte an einer „KI-Schöpfung“ haben und durchsetzen? Umgekehrt stellt sich die Frage, wie man seine Schöpfungen vor der KI schützen kann: Was tun, wenn man seine Schöpfungen in von KI erzeugten Inhalten wiederfindet? Welchen Schutz gewährt das Urheberrecht, wie kann man ihn in Anspruch nehmen und durchsetzen?

Prof. Dr. Rolf Schwartmann
Medienrechtsjurist, Technische Hochschule Köln

Großer Saal

14:30 – 15:15 Uhr

Impulsvortrag
und Austausch:

Welche Bildungsprogramme zu KI brauchen Künstler*innen und Studierende in NRW?

Der Landtag Nordrhein-Westfalen setzt sich 2024 intensiv mit den Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf den Kunst- und Kulturbereich auseinander; die Landesregierung wurde beauftragt, die mögliche Entwicklung und Ausgestaltung eines regionalen Kompetenzzentrums oder -netzwerks zum Thema „Künstliche Intelligenz in Kunst und Kultur“ zu prüfen.

Vor diesem Hintergrund entwickelt das Land NRW Konzepte zu Fort- und Weiterbildungsangeboten für Künstler*innen im Bereich generativer Technologien und lernender Maschinen.

Welche Kompetenzen sollten Künstler*innen und Studierende an Kunst- und Musikhochschulen erwerben, um die immersiven, stetig fortschreitenden Technologien als künstlerisches Medium selbstbewusst nutzen zu können und zu verstehen, wie Programme der Künstlichen Intelligenz arbeiten?

Nach einem Impulsvortrag des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft wird es eine Diskussion mit dem Publikum geben. Eine zusätzliche Gelegenheit zum Austausch ergibt sich an einem Infostand des MKW.

Dr. Nicola Hülskamp
Referatsleiterin Neue Künste, Digitalisierung, Wandel durch Kultur, Landeskulturbericht im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW

 


Großer Saal

15:15 – 16:00 Uhr
Input und Diskussion:

Hier entsteht das Theater der Zukunft

Welche neuen Formen des künstlerischen Ausdrucks werden durch digitale Technologien möglich? Wie verstehen wir heute kollaborative Arbeitszusammenhänge? Welche Netzwerke haben sich gebildet? Und was bedeutet politische Willens- und Strukturbildung?
In diesem Panel wird beispielhaft an der Arbeit der „Akademie für Theater und Digitalität“ den Transformationen und Paradigmenwechseln in der Theaterlandschaft nachgegangen. Fünf Jahre nach Gründung der Akademie. Anschließend bietet sich die Möglichkeit zum Austausch.

Marcus Lobbes
Direktor der Akademie für Theater und Digitalität
Carla Meller
Internationale Kooperationen an der Akademie für Theater und Digitalität


Blauer Salon

14:45 – 15:45 Uhr

(Anmeldung erforderlich)

Fishbowl Diskussion:

Nimmt die KI uns die Jobs weg?

KI-Systeme haben bereits erheblichen Einfluss auf verschiedene Arbeitsbereiche von Kunst und Kultur. Tools wie z.B. ChatGPT, Udio oder Sora verändern das vorherrschende Verständnis von Kreativität und Künstler:innenschaft und beeinflussen das Verhältnis von Mensch und Maschine. Das Publikum ist eingeladen mitzudiskutieren: Was unterscheidet den oder die Künstler:in noch von der Maschine, wenn KI-generierte Avatare in Filmen auftreten, KI-generierte Musik Menschen zu Tränen rührt, KI-generierte Bilder erweiterte Realitäten eröffnen und ChatGPT Bestseller-Romane schreibt? Was kann KI in der Kunst leisten? Welche innovativen, neuen Formate können geschaffen werden?

Jörg Piringer
Autor

Seda Röder
Pianistin, Autorin, Unternehmerin, Philanthropin

Prof. Dr. Rolf Schwartmann
Medienrechtsjurist, Technische Hochschule Köln

Raphael Westermeier
Schauspieler und Vorsitzender des Landesverbandes NRW der Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger

Moderation: AC Coppens


Sabu

14:30 – 15:30 Uhr  

(ausgebucht)

Workshop I:

Digitale Co-Kreation: Generative KI als Werkzeug in Kulturverwaltung und -kommunikation 

In der praktischen Kulturarbeit muss KI weder Monster noch Muse sein – vielmehr kann sie als nützliches Werkzeug dienen. Dieser Workshop bietet eine Einführung in die Anwendung von Generativer KI in der Kulturverwaltung und -kommunikation. Im Mittelpunkt stehen konkrete Einsatzmöglichkeiten für die eigene Arbeit, effektive Prompting-Techniken sowie wertvolle Tipps zur Implementierung von KI-Tools im Team.

Finn Blug
Tech Editor, ada Learning GmbH


Sabu

15:30 – 16:15 Uhr

(Anmeldung erforderlich)

Workshop II:

Responsible AI in der Praxis - Rechtliche und Technische Aspekte

Mit KI sind viele Ängste verbunden. Welche Auswirkungen wird KI auf unser Privatleben, unsere Jobs und unsere Gesellschaft haben? Und wie können wir die Entwicklung und den Einsatz von KI verantwortungsvoll gestalten? Dieser Workshop bietet konkrete Einblicke aus der Welt des Big Data, wie man ethische Anforderungen in rechtliche Rahmenbedingungen und technisches Design übersetzt.

Paula Cipierre
Director of Data Ethics & Innovation, ada Learning GmbH


Filmbar

15:00 – 16:00 Uhr

(ausgebucht)

Workshop III:

KI als Arbeitstool: Neue Potentiale für Museen

Seit der Veröffentlichung von ChatGPT hat Generative Künstliche Intelligenz rasant an Bedeutung gewonnen. Eingesetzt als Arbeitstool in Museen – von der Ideenentwicklung bis zur Texterstellung – kann KI entlasten und neue Möglichkeiten eröffnen. Doch bei welchen Aufgaben lässt sich das Werkzeug hier ganz konkret einsetzen? Wo liegen Chancen, wo Grenzen? Und wie kann ein mehrwertstiftender Einsatz im Museumsalltag gelingen? Diese Fragen beleuchtet der praxisnahe und interaktive Workshop.

Julia Meyners
Kommunikationswissenschaftlerin, Kunstwissenschaftlerin und User Experience Designerin, VDX Studio


16:00 Uhr | Kaffeepause

Im Foyer haben Sie zudem die Möglichkeit, die interaktive KI-Installation "ANA" auszuprobieren:

Die Installation ANA des Residenztheaters München präsentiert eine neue Art des Geschichtenerzählens: Durch einen dialogischen Prozess mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) ist es möglich, mit «ANA» zu interagieren und neue, einzigartige Erzählungen zwischen Mensch und Maschine zu kreieren. Diese Installation regt dazu an, über die Beziehung zwischen Menschen und KI sowie über die Natur von Kunst und Kreativität nachzudenken. Das System ist eine in der Art einer Fotobox gestaltete betretbare Installation für eine Person. Die Interaktion zwischen Besucher*in und «ANA» basiert auf der durchgehenden Erkennung von «Emotionen». Gleichzeitig unterhält das System eine eigene Affektarchitektur, basierend auf kognitiven Modellen.

Dauer ca. 7 Minuten

Sprachen Deutsch und Englisch

16:30 Uhr | Künstlerische Intervention

Prompting for Paradise -
eine künstlerische Intervention von CYLVESTER
produziert von SAVE THE WORLD

Kann die KI menschliche Grundwerte wie Verlässlichkeit, Loyalität oder Verantwortungsgefühl übernehmen und eigenständig leben? Wird die KI die letzte Erfindung der Menschheit sein? Was kann die KI uns abnehmen? Und wo sind wir Menschen nicht ersetzbar? Wie kreativ ist die KI? Und was können wir Kreative von der KI lernen? 

Aus den gemeinsamen Erfahrungen des Publikums der Kulturkonferenz Ruhr entsteht ein KI-generiertes Kunstwerk, das die Grundfragen der Tagung noch einmal zusammenfasst. Mit welchen Fragen verlassen wir die Konferenz und was wird die Zukunft bringen? 

Max Schweder, Tobias Hartmann, Nicola Bramkamp
Konzept

CYLVESTER
Musik, Visual & Sounds

Nicola Bramkamp
Dramaturgie

Anna Tenti
Szenische Einrichtung ​​​​​​

Ort: Großer Saal

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ab 17:00 Uhr | Ausklang

Nach einem ereignisreichen Tag laden wir Sie herzlich zu einem informellen Ausklang in die Filmbar ein!

Kontaktbox(en)

Dr. Miriam von Gehren

Projektmanagement
Referat für Kultur, Sport und Industriekultur
Team Kultur