Rückblick | 2022
10. Kulturkonferenz Ruhr
Das Ruhrgebiet zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Die 10. Kulturkonferenz Ruhr fand am 8. September 2022 im LWL-Industriemuseum auf Zeche Zollern in Dortmund statt.
Welche Rolle spielt das industrielle Erbe der Metropole Ruhr für Kunst und Kultur in der Region? Zu diesem Thema luden der Regionalverband Ruhr (RVR) und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW am Donnerstag, 8. September 2022, zur 10. Kulturkonferenz in das LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund ein.
Am Vormittag standen mehrere Impulsvorträge auf dem Programm. Die Impulse kamen vom Historiker Lucian Hölscher zur Vereinbarkeit von Vergangenheit und Zukunft der Region sowie der Autorin Anna Mayr, die zu sozialen Fragen des Strukturwandels referierte. Zudem zeigte das Dokumentarfilmer-Duo Ulrike Franke und Michael Loenken – gemeinsam nominiert für den Deutschen Filmpreis 2022 – filmische Langzeitbeobachtungen über Transformationsprozesse im Ruhrgebiet.
Die Vorträge dienten als Ausgangspunkt zweier Diskussionsrunden. Über Zukunftsperspektiven für die Region tauschten sich unter anderem Prof. Stefan Berger, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets, und Prof. Theo Grütter, Direktor des Ruhr Museums, aus. Darüber hinaus verriet Barbara Frey, Intendantin der Ruhrtriennale, im Gespräch mit Prof. Karl-Heinz Petzinka, Architekt und Rektor der Kunstakademie Düsseldorf, welche architektonischen Herausforderungen die Umsetzung industriekultureller Orte für künstlerische Darbietungen mit sich bringt. TV-Moderatorin Vivan Perkovic führte durch den Tag.
Video-Rückblick auf die Kulturkonferenz Ruhr 2022
Mit Beiträgen von...
Prof. Dr. Lucien Hölscher: Vergangenheit und Zukunft – ein Gegensatz?
Zukunftsvisionen spielen bei der regionalen Entwicklung des Ruhrgebiets eine zentrale Rolle, sie scheinen aber mitunter im Widerspruch zur Vergangenheitsbindung der Region zu stehen. Zukunftsoffenheit und Vergangenheitsbewusstsein bilden jedoch keinen Gegensatz, sondern stehen vielmehr in einem komplementären Verhältnis zueinander. Einerseits wissen wir schon heute mehr von der Zukunft, als wir meinen, andererseits müssen wir uns aber auch von etablierten Vergangenheitsbildern verabschieden. Das Ruhrgebiet hat schon viele Zukünfte durchlaufen und ist damit insgesamt nicht schlecht gefahren.
Anna Mayr: Nostalgie und Ausbeutung
Die Industrialisierung wird gern als emanzipatorisch für Arbeiter*innen beschrieben, als Aufbruch und Beginn allgemeinen Wohlstands. Gleiches gilt für den Strukturwandel: Er soll ebenso massendienlich sein, den Menschen Kultur bringen, gute Arbeit und eine Umgebung, in der es sich gut leben lässt. Beides war und ist mindestens ein bisschen gelogen. Denn Arbeit, die stolz macht, schindet die Lunge, während andere daran verdienen. Und auch Kultur, die vor der Haustür stattfindet, erreicht vor allem eine Elite, die sich gegenseitig Stipendien gibt.
Barbara Frey und Prof. Karl-Heinz Petzinka: Zur kulturellen Praxis der Umnutzung
Die Ruhrtriennale bespielt als internationales Festival der Künste seit 20 Jahren herausragende Gebäude, Räume und Orte derIndustriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet. Die Praxis der Umnutzung von Arbeits- und Produktionsstätten in Räume der künstlerischen Präsentation und Auseinandersetzung wird als Grundkonstante des Festivals immer wieder neu befragt und ausgelotet. Den konservierten Kathedralen der Industriekultur ist ein ganz eigenes Verhältnis von Vergangenheit und Zukunft eingeschrieben: Welche Anforderungen und architektonischen Herausforderungen bringt die Umnutzung industriekultureller Orte für die künstlerische Produktion und Präsentation mit sich? Welchen Einfluss hat die Ästhetik der Industrieruine auf die Programmatik der Ruhrtriennale? Wie werden Denkmalschutz und neue Nutzung beim Umbau von Gebäuden in Einklang gebracht?
Loekenfranke: Vom Verbleiben und Verschwinden
Die beiden Dokumentarfilmer Michael Loeken und Ulrike Franke erzählen seit 20 Jahren Geschichten von Menschen in großen Transformationsprozessen. Im Ruhrgebiet gilt ihr Interesse einer sich wandelnden Landschaft, immer mit einem persönlichen Blick auf das vermeintlich Nebensächliche, in dem sich am Ende dennoch eine Aussage über das große Ganze verbirgt. Bei der Suche nach Themen, Orten und Menschen arbeiten sie ins Offene und voller Neugierde. Ausgehend von Filmmaterial gibt das Duo einen Einblick in seine Arbeitsweise: Wie generieren sich Bildwelten in einer sich wandelnden Landschaft? Wer sieht – und wer wird gesehen? Wessen Geschichten werden erzählt? Und welche prägen die Erinnerung an das Verschwundene?
Moderation: Vivian Perkovic
Vivian Perkovic hat bereits zahlreiche Diskussionsrunden und Veranstaltungen moderiert. Dabei ist sie u.a. Moderatorin des Kulturmagazins „Kulturzeit“ bei 3sat und arbeitet regelmäßig für das ZDF, den WDR und Deutschlandfunk Kultur. Sie hat sich mit kulturellen und kulturpolitischen Themen intensiv befasst und ist insbesondere für Themen um Diversität im Bereich von Kunst und Kultur engagiert.
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Dokumentation 2022
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Sie vereint die Impulsbeiträge von Lucian Hölscher (Historiker und Zukunftsforscher), Anna Mayr (Autorin) und dem Dokumentarfilm-Duo Michael Loeken und Ulrike Franke. Darüber hinaus resümieren die Beiträge die Fragen und Ergebnisse aus den verschiedenen Panels und Diskussionsrunden.
Kontaktbox(en)
Dr. Miriam von Gehren
Projektmanagement
Referat für Kultur, Sport und Industriekultur
Team Kultur